Der Hornisgrindeturm
Der Hornisgrindeturm erweckt bei vielen Besuchern den Eindruck als wäre er die Hinterlassenschaft einer alten Burg. Nur wenige wissen, dass seine Existenz auf die Initiative des Badischen Schwarzwaldvereines unter Fabrikdirektor Nauwerk aus Oberachern zurückgeht. Dieser erhielt am 15. Juni 1909 die Baugenehmigung vom Großherzoglichen Bezirksamt Achern. Eine Kupfertafel am Eingang des Turmes erinnert unter Angabe des Architekten an die Fertigstellung im Jahre 1910.
Der Hornisgrindegipfel mit dem schönen Aussichtsturm und dem ebenfalls wunderschönen "Grindenhotel" war mit dem Mummelsee bis 1942 das beliebteste Ausflugsziel der ganzen Region. Mit der Beschlagnahmung durch die Deutsche Luftwaffe und später durch das Französische Militär blieb der Aussichtsturm für die Öffentlichkeit nahezu 60 Jahre verschlossen. Mit dem Rückkauf der Liegenschaften im Jahre 1999 verfolgen die Gemeinde Seebach und die Waldgenossenschaft Seebach wieder das Ziel die Hornisgrinde zu ursprünglichem Glanz eines beliebten Ausflugszieles zu entwickeln. Dieses Unterfangen soll im Einklang mit den Interessen des Naturschutzes geschehen.
Zufahrt zur Hornisgrinde
Die Schranke der Zufahrt zur Hornisgrinde ist dauerhaft geschlossen. Für mobilitätseingeschränkte Personen mit gültigem Schwerbehindertenausweis besteht die Möglichkeit, an der Rasthütte Seibelseckle und im Rathaus gegen eine Gebühr von 5,00 € und eine Kaution von 100,00 € einen Transponder zu erhalten, welcher die Schranke einmalig öffnet.
Wir bitten um Verständnis, dass aufgrund des Linienbusverkehres keine Auffahrt für Busse gestattet werden kann. Auf den Fahrplan der Linie 425 und der Linie 400 mit Zustiegsmöglichkeit ab dem Mummelsee wird verwiesen.
Die Geschichte des Hornisgrindeturms
- Bauherr
Badischer Schwarzwaldverein, Ortsgruppe Achern - Baujahr
Baugenehmigung im Jahr 1909, Fertigstellung und Einweihung 1910. Im Jahr 1912 wurde daneben durch die Seebacher Bürger Josef Maier und Franz Maier auf dem Boden der Waldgenossenschaft Seebach das Hornisgrindehotel erbaut. - Architekt
Richard Walder, Karlsruhe - Höhe
23 Meter, ca. 1948 hat das französische Militär ein ca. 7 m hohes Dach zum Wetterschutz angebracht - Militärnutzung
1942 Beschlagnahme des Areals durch die Reichsluftwaffe, 1945 Besetzung durch die Franzosen. Die Besatzungsmacht ließ das Gebiet einzäunen und richtete eine Sendestation ein, welche von der Französischen Luftwaffe betrieben wurde. Dabei wurde der Turm als Sendestation benutzt. Durch die Anbringung von Sende- und Empfangsanlagen wurde der Hornisgrindeturm stark in Mitleidenschaft gezogen. - Rückgabe
Juni 1999 Abzug des französischen Militärs und Übertragung des Gebietes an das Bundesvermögensamt mit dem Auftrag zur Veräußerung - Rückkauf
Im Jahr 2000 durch die Waldgenossenschaft Seebach, als frühere Grundstückseigentümerin - Konzept
Wiedereröffnung als Aussichtsturm
Das ehemalige Gasthaus Hornisgrinde
Das im Volksmund als "Grinde-Hotel" bekannte Gasthaus Hornisgrinde wurde im Jahre 1912 von den Seebacher Bürgern Josef und Franz Maier unmittelbar neben dem Hornisgrindeturm auf dem Grundstück der Waldgenossenschaft Seebach erbaut. Die vielen Erholungssuchenden verhalfen dem ehrgeizigen Tourismusprojekt zur schnellen Blüte. Anziehungsmagneten waren selbstverständlich der Aussichtsturm mit dem fantastischen Panoramablick in das Rheintal und auf den gesamten Schwarzwald. Dazu gesellten sich der unterhalb liegende Mummelsee, das seltene Hochmoor aber auch damals schon historsiche Wanderziele wie der Dreifürstenstein oder der Bismarckturm (alter Landvermessungsturm). Tausende von Besuchern wurden bei dem alljährlichen Segelflugtag zu Pfingsten angelockt. Bei guter Witterung wurden die Segelflugzeuge mit Gummiseilen angezogen und am westlichen Steilabfall in den Himmel katapultiert.
Zu Zeiten der Hochblüte waren im Gasthaus Hornisgrinde, dem daneben liegenden Wohn- und Personalhaus und im Anbau des Hornisgrindeturmes über 100 Betten eingerichtet. Das Angebot reichte von Schlafsälen in verschieden Größenordnungen bis zu normalen Doppel- und Vierbettzimmern im Hornisgrinde-Gasthaus. Zur Bewältigung der Besucherströme und Verpflegung der Übernachtungsgäste wurde im Jahr 1936 ein weiterer Anbau mit Speisesaal und Gästezimmern an das Gasthaus realisiert. Doch schon bald sollte dem Gasthaus mit der Beschlagnahmung des Militärs im Jahre 1942 das gleiche Schicksal widerfahren wie dem Hornisgrindeturm. Doch es kam noch schlimmer. Nur wenige Tage nach der Besatzung durch das französische Militär brannte das Gasthaus 1945 infolge Leichtsinn der angetrunkenen feiernden französischen Soldaten teilweise bis auf die Kellerdecke nieder. Die Besatzer kappten schließlich das Gebäude um ein Stockwerk, vergrößerten es teilweise zu einem rechteckigen Gebäude, um nach einem Vollgeschoss über das gesamte Gebäude ein flach geneigtes Dach zu errichten.
Das ehemals wunderschöne glanzvolle "Grinde-Hotel" wurde somit zur Kommandozentrale der französischen Luftstreitkräfte für das ca. 30 ha. große Militärgelände Hornisgrinde. Ebenso wie der Turm wurde auch dieses Gebäude mit Nebenhaus im Jahre 1999 von der Waldgenossenschaft Seebach zurückgekauft. Mit großen Mühen versucht man derzeit wieder eine Genehmigung für ein Gasthaus zu bekommen. Kopfzerbrechen bereiten den Verantwortlichen auch die gesamten Hinterlassenschaften des Militärs. Immer noch hofft das kleine Seebach, dass es die Militärherrschaft und die üblen Hinterlassenschaften auf der Hornisgrinde nicht alleine schultern muss. Die Gemeinde und die Waldgenossenschaft Seebach sind insbesondere auf tatkräftige finanzielle Mithilfe von Bund und Land angewiesen.
Die Sanierung des Hornisgrinde-Aussichtsturmes in Seebach im Schwarzwald
Infolge der Auswirkungen des II. Weltkrieges lag der früher von Bergwanderern so gerne besuchte Hornisgrindeturm nun nahezu 63 Jahre im militärischen Sperrgebiet. Dies sind immerhin 2/3 seiner bisherigen Existenz. Der im Jahr 1910 fertiggestellte Aussichtsturm auf der Hornisgrinde war etwas ganz besonderes. Mit seinem Standort auf dem höchsten Berg des Nordschwarzwaldes und der Nähe zum sagenumwobenen Mummelsee zog er tausende von Besuchern an. Damit war 1942 mit der Beschlagnahmung des Turmes und der benachbarten Hornisgrinde-Gaststätte durch die Deutsche Luftwaffe Schluss. Nach Kriegsende übernahmen die französischen Militärs das Gebiet. Es begann ein harter Kampf um den Mummelsee und die Hornisgrinde. Nachdem die vereinten bürgerlichen und politischen Kräfte wenigstens den Mummelsee aus den Klauen der Militärs befreien konnten, war es um die Hornigrinde geschehen. Die Waldgenossenschaft Seebach und die Gemeinde Seebach mussten im Jahr 1965 dem Druck der bereits angekündigten Zwangsenteignung des Grundbesitzes auf der Hornisgrinde nachgeben und dieses für die damalige Besatzungsmacht strategisch wichtige Höhengebiet eigentumsrechtlich an den Bund abgeben. Bis zuletzt hatte man unter Einschaltung aller politischen Kräfte verhandelt, um wenigstens den Turm und das Gasthaus wieder aus dem seit Jahren beschlagnahmten Militärgelände frei zu bekommen.
Nachdem die Militärs die Hornisgrinde zu einer regelrechten Kaserne mit vielen Manschaftsgebäuden und sonstigen Einrichtungen ausbauen ließen, glaubte in der Region niemand mehr an die Rückkehr zu früheren Zeiten. Eine herrliche Naturlandschaft mit seinem einzigartigen Hochmoor und den schönen alten historischen Gebäuden drohte kaputt zu gehen. Als niemand mehr so richtig daran glauben wollte geschah aber das schier Unfassbare. Mit dem Fall des eisernen Vorhanges und dem Zusammenbruch des „Ostblocks“ anfangs der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts war plötzlich auch die Räumung des Militärstandorts Hornisgrinde ein Thema. In mehreren Tranchen wurde das Gelände mit seinen vielen, auch unschönen Hinterlassenschaften an die früheren Eigentümergemeinden Sasbach, Sasbachwalden und die Waldgenossenschaft Seebach zurückgegeben.
Der Hornisgrindeturm selbst konnte nach harten aber fairen Verhandlungen im Jahr 2000 zurückerworben werden. Schon vor dem Rückkauf machte man sich Gedanken über die Zukunft dieses einmaligen und weit über die Ortsgrenzen hinaus bedeutenden Kulturdenkmals. Nachdem weder der Schwarzwaldverein Achern als früherer Turmeigentümer noch die Waldgenossenschaft Seebach als Grundstückseigentümerin Chancen und Möglichkeiten für eine umfassende Renovierung sahen, war die Gemeinde Seebach gefordert. Trotz allerschwierigster finanzieller Rahmenbedingungen wollte sich der Gemeinderat diesem einmaligen und auch historisch zu bedeutsamen Heimatprojekt nicht verschließen. Nur mit dieser Zusage kaufte die Waldgenossenschaft Seebach den Turm von der Bundesrepublik Deutschland zurück um ihn mittels einem Erbpachtvertrag gleich wieder an die Gemeinde Seebach weiter zu veräußern.
In der Folgezeit galt es schließlich ein Konzept für die Restaurierung des sehr stark in Mitleidenschaft gezogenen Turmes zu erarbeiten. In Form eines kleinen Architektenwettbewerbes entschied sich der Gemeinderat für Herrn Architekt Adler vom Architekturbüro Adler und Retzbach in Karlsruhe. Die Vorstellungen der Gemeinde, von außen herangetragene Ideen und die Vorschläge des Architekten formten in nur wenigen Monaten das Sanierungskonzept. Sehr schnell war allen Beteiligten, insbesondere mir als Bürgermeister klar, dass der Aussichtsturm nur mit erheblichen Fördermitteln zu sanieren war. Dankbar ist die Gemeinde dem Land Baden-Württemberg, welches eine umfassende Unterstützung aus Mitteln der Tourismusförderung zusagte. Gleiches gilt für die Denkmalstiftung Baden-Württemberg, welche unter Mithilfe von Toto-Lotto-Geldern eine beachtliche Unterstützung zusagte. Trotzdem musste die finanzschwache Gemeinde Seebach weitere Geldgeber suchen, um den beachtlichen Eigenanteil zu erbringen. Erfreulicher Weise konnte Seebach mehrere Umlandgemeinden und einige regionale Unternehmen für ein Sponsoring gewinnen.
Einen weiteren sehr beachtlichen Beitrag leisteten viele Mitglieder des Schwarzwaldvereines. Unter Regie des Vorsitzenden des Bezirkes Hornisgrinde, Herrn Klaus Mohr, und dem langjährigen Schwarzwaldvereinsmitglied Ruthard Hambrecht wurde gemeinsam mit weiteren langjährigen verdienten Schwarzwaldvereinsmitgliedern die „Schindelaktion“ zur finanziellen Unterstützung des Sanierungsprojektes gestartet. Durch die genannten Unterstützungen und mittels des eigenen Finanzanteiles wurde es der Gemeinde Seebach ermöglicht, den 1. Bauabschnitt der Turmsanierung zu starten. Der Startschuss für den 2. Bauabschnitt hängt natürlich wiederum von der Gesamtfinanzierung ab. Bis wann das Geld hierzu bereit steht, kann noch nicht gesagt werden.
Weitere Informationen zur Hornisgrinde
Mit vereinten Kräften der Gemeinden, der Waldgenossenschaft, der Forstbehörde, der Naturschutzverwaltung, dem Schwarzwaldverein, der Bergwachten und freiwillig engagierten Bürger/innen wurden schon zahlreiche, in der Zeit der Militärnutzung stark in Mitleidenschaft gezogene Flächen auf der Hornisgrinde renaturiert. Wenn man die einzelnen Schritte bilanziert ist dies eine unglaubliche und großartige Leistung. Trotzdem wird es noch Jahre dauern, bis die Hornisgrinde wieder für alle Besucher akzeptabel von ihren unschönen militärischen Hinterlassenschaften befreit ist. Da aber diese Militärzeit auch eine besondere geschichtliche Epoche der Hornisgrinde darstellt, soll langfristig im bestehenden Bunker vor dem Hornisgrindeturm eine Dauerausstellung eingerichtet werden.
Ebenfalls wieder erblühen soll das ehemals höchstgelegene und größte Gasthaus der Gemeinde Seebach. Das im Jahr 1912 durch die Seebacher Bürger Josef und Franz Maier erbaute Rasthaus wurde in den Werbeprospekten bald als Gasthaus beschrieben. Nach dem Anbau eines großen Speisesaales und der Einrichtung weiterer moderner Gästezimmer im Jahr 1938 stieg das gut geführte Haus sogar zum „Hornisgrinde-Hotel“ auf. Das jähe Ende bescherte der unselige 2. Weltkrieg. Nach dem Einmarsch der Franzosen steckte im Juni 1945 eine feiernde Soldatengruppe einen Teil dieses wunderschönen Gasthauses in Brand. Beim Wiederaufbau wurden die nicht zerstörten Kellergemäuer sowie Teile des Erdgeschosses in einen rechteckigen Gebäudekomplex baulich integriert. Das Obergeschoss und das früher so prägende Schwarzwalddach wurden nicht mehr aufgebaut. Das von den Streitkräften nun als Kommandur genutzte Gebäude erhielt lediglich ein relativ flach geneigtes Satteldach. Der beschriebene ehemalige Kommandur-/Hotelkomplex wurde im Jahr 2000 ebenfalls von der Waldgenossenschaft Seebach mit dem Ziel der Wiedereinrichtung der früheren Gastronomie erworben. Bis wann dieses Ansinnen realisiert werden kann, hängt maßgeblich von den finanziellen Entwicklungen im Haushalt der Waldgenossenschaft Seebach ab.
Als Eigentümerin des Mummelsee-Hotels, des Skiliftes Seibelseckle und weiteren zu unterhaltenen Gebäuden ist es für diese Genossenschaft derzeit nicht einfach, alle notwendigen Projekte und Maßnahmen sofort in die Tat umzusetzen. So verschlingen derzeit wichtige, für die Zukunft notwendige Infrastrukturmaßnahmen wertvolle Finanzmittel. Dies sind der Bau des zentralen Abwasserkanals zum Mummelsee, zum Seibelseckle und zur Hornisgrinde. Gleichzeitig müssen die Gebiete Hornisgrinde und Seibelseckle mit gutem Trinkwasser aus der vor wenigen Jahren neu erstellten Wasserversorgung der Waldgenossenschaft versorgt werden. Eine Verbesserung der Wintersportverhältnisse am Seibelseckle möchte man mit der Realisierung einer Beschneiungs-anlage erreichen. Die Möglichkeit der wirtschaftlichen Nutzung der Wasserkraft als umwelt-freundliche Energiequelle wurde der Waldgenossenschaft mit der Reaktivierung und Verlängerung eines alten Wasserkraftwerkes gegeben. Auch dieses Projekt muss aufgrund getätigter Vorin-vestitionen zeitnah realisiert werden. Weitere Verpflichtungen zur Beseitigung von militärischen Altlasten ist die Waldgenossenschaft Seebach mit der Rückübertragung weiterer kleinerer Militärflächen auf der Hornisgrinde im Jahr 2004 eingegangen. Da der Bund mit dem Verkauf dieser Flächen an andere Interessenten drohte und dieses Ansinnen nicht im Interesse der Gemeinde Seebach und der Waldgenossenschaft Seebach war, musste entsprechend gehandelt werden.
Niedergeschrieben am 21. März 2005 Reinhard Schmälzle, Bürgermeister